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Kunstmuseum Winterthur:

Sammlung II – Die Moderne

Nachdem mit den Schweizer Künstlern Ferdinand Hodler und Giovanni Giacometti der Grundstein in Richtung moderner Malerei gelegt war, orientierten sich Hedy und Arthur Hahnloser zusehends auch nach Frankreich. Abermals übernahm ihr Künstlerfreund Carl Montag eine wichtige Vermittlerfunktion, denn er lebte in Paris und war dort bestens vernetzt. Von hier aus orientierte er seine Sammlerfreunde in der Schweiz über die neuesten Entwicklungen im Bereich der Kunst und stellte Verbindungen zwischen Künstlern und Sammlern her.

Vallotton - Badende 1907

Félix Vallotton, Badende, 1907

Courtesy Hahnloser/Jaeggli Stiftung

Im Mai 1908 fuhren Hedy und Arthur Hahnloser nach Paris, wie sie es bis zum Krieg jedes Jahr mehrfach tun sollten. Initiator dafür war der neue Freund Giovanni Giacometti, der ihnen enthusiastisch von der Ausstellung zu Paul Cézanne berichtete, den er als Offenbarung erlebt hatte. Hedy und Arthur suchten die Galerien der Impressionisten und Post-Impressionisten auf und klopften auch an Vallottons Tür, von dem sie auch gleich ein Bild mitbrachten, die Badende von 1907.

Die Badende machte rasch von sich reden. In Winterthur sprach sich herum, dass bei den Hahnlosers eine nackte Frau an der Wand hing – und so wurde manch einem Schulfreund der Kinder von den Eltern untersagt, in die Villa Flora zu gehen.

Felix_Vallotton_Selbstbildnis 1905

Félix Vallotton, Selbstbildnis, 1905

Kunsthaus Zürich

Vallotton war Teil der Nabis-Gruppe, deren andere Mitglieder ebenfalls das Interesse des Sammlerpaars auf sich zogen. So folgten bald Ankäufe von Pierre Bonnard und Edouard Vuillard. Aber auch andere Protagonisten der französischen Moderne, wie Henri de Toulouse-Lautrec und Odilon Redon, traten ins Blickfeld der beiden Sammler. Bald standen sie im Kontakt mit wichtigen Galeristen wie Paul Durand-Ruel und Ambroise Vollard, deren Ausstellungen sie regelmässig besuchten. Mit vielen Künstlern wurden sie mit den Jahren eng vertraut und langjährige Freundschaften entstanden. Dies führte natürlich auch zu einer intimen Kenntnis des Werks und einer privilegierten Werkauswahl. In manchen Jahren gelangten jede Woche neue Gemälde an die Tösstalstrasse. Diese wurden aufgehängt und mit anderen Winterthurer Sammlerfreunden, betrachtet und diskutiert – um dann die besten zu kaufen.

Es ist atemberaubend, wie schnell die Sammlung wuchs und in welcher Qualität sie dies tat. Neben den Nabis sammelten die Hahnlosers auch Künstler der Fauves, darunter Henri Matisse und Henri Manguin. Letzter mag in kunsthistorischer Bedeutung nicht an seinen Namensvetter heranreichen, für die Hahnlosers hatte er indes einen wichtigen Stellenwert, als Künstler, Freund und Berater. Nicht nur schuf er zahlreiche Werke in der Villa Flora selber, sondern er beriet seine Winterthurer Freunde auch stets bei Ankäufen und vermittelte ihnen aus Paris wichtige Werke.

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Vincent van Gogh, Le Café de nuit à Arles, 1888

Kunst Museum Winterthur, Hahnloser/Jaeggli Stiftung

Schon früh wurden auch Gemälde von sogenannten Wegbereitern der Moderne angekauft, die damals schon gefeierte Maler waren. Zu den illustren Namen gehörten Meister wie Paul Gauguin, Vincent van Gogh, Paul Cézanne und Edouard Manet. Diese wegweisenden Meister ergänzten die Sammlung auf wunderbare Art, denn dank ihnen konnte der Weg zum Postimpressionismus, dem Schwerpunkt, aufs Schönste nachvollzogen werden.