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Kunstmuseum Winterthur:

Die Flora und das Kunstmuseum

Kunstmuseum Winterthur 1916

Das Kunstmuseum Winterthur kurz nach seiner Erbauung 1916

Mit der Aufnahme der Villa Flora in den Kreis des Kunst Museum Winterthur verbindet sich ein Stück Winterthurer Stadt- und Kunstgeschichte. Denn Arthur und Hedy Hahnloser waren stets eng mit dem Kunstmuseum Winterthur verbunden, ebenso mit dem Kunstverein, der die Geschicke des Museums bis heute leitet. So prägte das Sammlerehepaar aus der Villa Flora die Geschichte der Institution, seiner Sammlung und seiner internationalen Ausstrahlung wesentlich mit.

Der Kunstverein Winterthur wurde bereits 1848 gegründet und gehört damit zu den ältesten der Schweiz. In seiner Anfangszeit war er jedoch sehr konservativ ausgerichtet, und die Kunst, für die man sich interessierte, war eher provinzieller Natur. Er besass auch noch kein eigenes Museum; man organisierte Ausstellungen im Stadthaus oder an anderen improvisierten Orten.

Nach 1900 begannen immer mehr vermögende Winterthurer, Kunst im grossen Stil zu sammeln und Künstler zu fördern. Ein wichtiges Vorbild war etwa Theodor Reinhart, ein bedeutender Mäzen und Sammler, dessen Söhne später ebenfalls grosse Kulturförderer wurden. Oskar und Georg Reinhart waren denn auch aktiv am neuen Kunstmuseum beteiligt.

Neben den vermögenden Reinharts und den engagierten Hahnlosers mit dem Architekten Robert Rittmeyer, dem Fotografen Hermann Linck und dem vermögenden Richard Bühler fanden sich in der aufstrebenden Industriestadt Winterthur immer mehr weltoffene Kunstfreunde und Sammler, die über den Tellerrand der dürftigen Schweizer Kulturlandschaft hinausblickten.

F17041_Roussel, Hedy H., Richard Bühler stehend, Manguin sitzend, Mme Manguin, Arthur H., ca. 1916 Floragarten (von Beat Loosli Solutions & Photos bearbeitet)

Ker-Xavier Roussel, Richard Bühler, Jeanne Manguin und Arthur Hahnloser (vlnr), Hedy Hahnloser und Henri Manguin (sitzend), 1916 im Garten der Flora

Als eine Gruppe dieser jungen und interessierten Menschen, die sich regelmässig in der Villa Flora beim sogenannten «Revolutionskaffee» versammelten, 1907 den Vorstand des Kunstvereins übernahmen, brach ein neues Zeitalter in der Winterthurer Kultur an. Es war das sogenannte «gloriose Jahrzehnt», als Winterthur zur progressivsten Kunststadt in der ganzen Schweiz avancierte und sich 1916, mitten im Ersten Weltkrieg, ein topmodernes Museum leistete – finanziert vor allem durch Private.

An dieser Entwicklung hatten Arthur und Hedy Hahnloser wesentlichen Anteil, denn es war ihr Zuhause, die Villa Flora, wo diese Pläne ausgeheckt wurden. Und es war ebenfalls ihr Zuhause, wo die neueste Kunst aus Paris gesehen werden konnte und mit der sie wesentlich den Geschmack der Winterthurer Kulturszene prägten und damit auch die Ankaufspolitik des Kunstvereins.

Obschon nur Männer im Kunstverein zugelassen waren und Arthur Hahnloser im Vorstand sass, war allen Eingeweihten klar, dass Hedy die graue Eminenz im Hintergrund war. Richard Bühler, langjähriger Präsident des Vereins, schrieb rückblickend über Hedy, sie «beeinflusste den Kunstverein und dessen Sammlung in weit stärkerem Masse, als es manche wahrhaben wollen». Auch hätte es immer wieder naserümpfende Bemerkungen gegeben, dass der Kunstverein jetzt einfach den Geschmack des Ehepaars Hahnloser übernehme, doch Richard Bühler blieb cool: «Vorwürfe, im Schlepptau der Flora zu fahren, nahm ich gelassen hin in der stillen Überzeugung, Vasallendienste solcher Art seien rechtschaffene Dienste an einer hohen Sache.»

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Ferdinand Hodler, Das Wetterhorn, um 1912

Gemeinsames Geschenk von Arthur Hahnloser und Richard Bühler an das Kunstmuseum 1913

Zeitlebens setzten sich Arthur und Hedy für den Kunstverein ein. Nicht nur mit Zeit, Ideen und Engagement, sondern auch mit Bildern. So kamen im Verlauf der Jahre zahlreiche Bilder als Schenkungen ins Museum. Darunter bedeutende Gemälde von Ferdinand Hodler, Pierre Bonnard, Félix Vallotton und van Gogh.