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Kunstmuseum Winterthur:

Bonnard – Effet de glace

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Pierre Bonnard, Effet de glace (le tub), 1909

Kunst Museum Winterthur, Hahnloser/Jaeggli Stiftung

Foto: Reto Pedrini, Zürich

Der Spiegel als Kompositionselement ist ein beliebtes Motiv bei Bonnard. Aus dem realen Leben stammend, meistens aus einem Badezimmer, erweitert er den Bildraum um eine komplexe Ebene, die eine zusätzliche Verschachtelung und damit die Frage nach dem Verhältnis von Abbild und Realität mit sich bringt. Dazu stellt das Motiv auch inhaltlich die Frage nach Beobachten, nach Voyeurismus und Intimität, die von der Leinwand des Malers auf uns Betrachtende übergeht.

«Das Auge des Malers verleiht den Gegenständen einen menschlichen Wert und reproduziert die Dinge so, wie sie das menschliche Auge sieht. Und diese Sicht ist beweglich. Und diese Sicht ist veränderlich.»

Pierre Bonnard

Als sich die Nabis-Gruppe langsam aufzulösen begann, suchten die Mitglieder nach neuen Wegen in ihrer Kunst. In dieser Zeit, kurz vor der Jahrhundertwende, entstanden die ersten Aktbilder von Pierre Bonnard. Zugleich wandte er sich einem zusehends impressionistischen Stil zu, der mehr auf das Atmosphärische, das Momentane und Naturnahe zielte, als dies vorher bei ihm der Fall gewesen war. Eines seiner bevorzugten Themen wurde dabei der Akt bei der Toilette, am Waschzuber oder an der Badewanne. Zunächst noch sinnlich-erotisch aufgeladen – etwa wenn er ein An- oder Auskleiden malte –, verschob sich der inhaltliche Fokus zusehends auf die Intimität des Privaten. Sein bevorzugtes Modell war seine Geliebte Marthe, die er 1893 kennengelernt hatte und die ihn bis zu ihrem Tod 1942 begleitete.