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Kunstmuseum Winterthur:

Cézanne – Autoportrait

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Paul Cézanne, Portrait de l'artiste, 1877–1878

Kunst Museum Winterthur, Hahnloser/Jaeggli Stiftung

Foto: Reto Pedrini, Zürich

Cézanne hat in seinem Leben ungefähr 150 Porträts gemalt, rund ein Drittel davon Selbstporträts. Er gehört damit – im Gegensatz zu den Impressionisten – zu den Malern, die sich häufig dieses Mittels der Selbstbefragung bedient haben. Zudem ist das eigene Ich auch ein kostengünstiges, geduldiges und stets verfügbares Modell. Das eigene Konterfei eignete sich daher hervorragend für Cézannes künstlerische Fragestellung, die er an wenigen, sich dafür ständig wiederholenden Motiven – einem Berg, einem Apfel oder einem Menschen – bearbeiten konnte.

Das Selbstporträt der Sammlung Hahnloser besticht durch sein kleines Format und den engen Ausschnitt. Der Künstler reduzierte das Porträt auf Brust und Kopf, den er in einem klassischen Dreiviertelprofil bis an den oberen Bildrand stossen lässt.

Es war Giovanni Giacometti, der Hedy und Arthur Hahnloser das erste Mal auf Cézanne aufmerksam machte. Er erzählte ihnen von der Retrospektive, die 1907 in Paris ausgerichtet wurde und die den Franzosen wenige Jahre nach seinem Tod in der Kunstwelt erst so richtig bekannt machte. Aus Paris schrieb Arthur dem Bündner Malerfreund eine Postkarte: «Freundliche Grüsse aus Paris. Auch wir sind voller Bewunderung für Cézanne.» Der erste Funke war also übergesprungen.

cézanne - baigneuse

Paul Cézanne, Les baigneurs (petite planche), 1896–1897

Farblithographie

Kunst Museum Winterthur

Foto: Jean-Pierre Kuhn, SIK-ISEA, Zürich

Dennoch näherten sich Hedy und Arthur Hahnloser Cézannes Malerei zunächst noch zögerlich. Wie sie es auch bei anderen Künstlern wie Bonnard und Vuillard getan hatten, erwarben sie vorerst noch keine Gemälde, sondern lediglich ein paar Arbeiten auf Papier, die ersten um 1912/1913 beim legendären Kunsthändler Ambroise Vollard in Paris: ein kleines Konvolut von Farblithographien, die Baigneurs. Das Ehepaar Hahnloser kaufte gleich mehrere Exemplare, damit sie auch dem Kunstmuseum das eine oder andere schenken konnten. Noch vor Kriegsausbruch konnten sie dann in München ihr erstes Aquarell von Cézanne erwerben, ein Stillleben.

Doch mit der zunehmenden Begeisterung für Paul Cézanne wurden seine Werke immer schwieriger zu bekommen und zu bezahlen. Dank ihrer guten Beziehungen schickte Vollard nach Kriegsende eine ganze Kiste mit Gemälden von Cézanne in die Villa Flora. Hedy und Arthur Hahnloser konnten sich aber nicht alle leisten und vermittelten ein paar in die Sammlung von Arthurs Bruder Emil. Damals sammelten auch Richard Bühler und Georg Reinhart, beide im Vorstand des Kunstvereins, Werke von Cézanne. Man inspirierte sich also stets gegenseitig – stand aber auch immer ein bisschen in Konkurrenz zueinander. So schrieb Arthur an Richard Bühler: «Hast Du jetzt Deinen Cézanne! Das gibt ja eine Rivalisiererei! Hoffentlich kommen wir uns nicht in die Haare!»