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Kunstmuseum Winterthur:

Die Freundschaft mit Félix Vallotton

Von allen Künstlern, mit denen Arthur und Hedy Hahnloser Kontakte und Freundschaften pflegten, stand ihnen Félix Vallotton am nächsten. Diese gegenseitige Verbundenheit spiegelt sich auch in der schieren Anzahl von Werken in der Sammlung Hahnloser wider. Von keinem anderen Kunstschaffenden besassen sie mehr Arbeiten als von Vallotton.

Vallotton - Badende 1907

Félix Vallotton, Badende, 1907

Courtesy Hahnloser/Jaeggli Stiftung

Kennengelernt hatten sie sich 1908 in Paris. Der Maler und Freund Carl Montag hatte vermittelt. Arthur und Hedys Besuch in Vallottons Atelier führte gleich bei der ersten Begegnung zu einem Ankauf, der Baigneuse en façe von 1907, einem schlichten Akt, ganz in der typischen reduziert-skulpturalen Bildsprache des Künstlers. «Dieses kleine Bild», schrieb Hedy Hahnloser später, «diente als Einführung zu dieser auf den ersten Blick ziemlich spröden Kunst». Die Einführung muss sehr gut gelungen sein, denn schon kurze Zeit später wollte sich die Sammlerin vom Künstler porträtieren lassen, was denn auch noch im selben Jahr geschah, und im nachfolgenden Januar 1909 sass auch Arthur Hahnloser dem Maler Modell. Es zeugt von der engen Beziehung zwischen Sammlerpaar und Künstler, dass es ein paar Jahre später auch seine Kinder von ihm ins Bild setzen liess.

Vallotton

Félix Vallotton

Die Freundschaft zwischen Hahnlosers und Félix Vallotton spiegelt sich in häufigen gegenseitigen Besuchen in Paris und Winterthur. Hahnlosers fuhren bis zum Ersten Weltkrieg jedes Jahr mehrmals nach Paris, und Vallotton war bald ein viel und gern gesehener Gast in Winterthur. Er nahm dabei auch an jenem traditionellen Dienstagskaffee teil, bei denen sich die Freunde der Hahnlosers über Kunst austauschten. Der häufig als zurückhaltend und wortkarg beschriebene Vallotton scheint in Winterthur regelrecht aufgeblüht zu sein. «Man erkannte diesen mürrischen, trübsinnigen und bekümmerten Mann nicht wieder, sobald er seine Befangenheit abgelegt und seine normale Gemütslage wiedergefunden hatte», schrieb Hedy über Vallottons Besuche in der Villa Flora. «Mit welcher Grossherzigkeit erwiderte er die schlicht angebotene Freundschaft! Dieser grosse Schweiger wurde zum glänzendsten Unterhalter, während er sich vorbehaltslos jenen widmete, die er liebte.»

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Hedy, Arthur und Lisa Hahnloser zusammen mit Félix und Gabriele Vallotton.

Auch in der Zeit zwischen den persönlichen Begegnungen standen Hedy und Félix in stetem Austausch. Zwischen ihnen entfaltete sich ein reger Briefwechsel, der einige hundert Seiten umfasste. Sie schrieben – natürlich – über Kunst und ihren Ankauf, über Malerei und Markt. Sie teilten aber auch viel Persönliches miteinander, das weit über Geschäftskorrespondenz hinausgeht. Eine gute Kennerin der Briefe, Margrit Hahnloser-Ingold, schrieb über die Briefe Vallottons: «Sie vermitteln ein sehr menschliches Bild dieser komplexen Künstlernatur. Die Briefe sind in ihrer Anlage und Vertrautheit Vorboten des späteren Tagebuchs des Künstlers, das er in Abständen bis zu seinem Tod führte.»

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Félix Vallotton, Le chapeau violet, 1907

Courtesy Hahnloser/Jaeggli Stiftung

Foto: Reto Pedrini, Zürich

Hedy und Arthur Hahnloser wurden im Verlauf der Zeit zu regelrechten Agenten von Vallotton und seiner Malerei. Sie vermittelten Gemälde und Porträtaufträge in ihrem Freundeskreis. Zeitlebens setzten sie sich vehement für seine Kunst ein, die nicht selten auf Widerstand stiess, etwa anlässlich der beiden grossen Ausstellungen im Künstlerhaus Zürich 1909 und vier Jahre später in derselben Institution, die mittlerweile Kunsthaus Zürich hiess.

Vallotton wiederum wurde für die beiden Sammler zu einem wichtigen Ratgeber in Kunstfragen. Er machte sie auf Künstler und Gemälde aufmerksam, die dem Sammlerpaar gefallen könnten, etwa auf Pierre Bonnard. Nicht selten kaufte er in Paris Gemälde und Druckgraphik in ihrem Auftrag. Er beriet sie auch in Preisfragen und wies sie darauf hin: «Was zählt, ist weniger der Preis als das Werk, ein mittelmässiges Gemälde ist stets zu teuer, ein gutes Gemälde kann seinen Preis wert sein, und eine sehr gute Sache ist nie zu teuer.»

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Félix Vallotton, La Blanche et la Noire, 1913

Kunst Museum Winterthur, Hahnloser/Jaeggli Stiftung

Foto: Reto Pedrini, Zürich

Ein regelrechtes Vermächtnis machte ihm Hedy Hahnloser mit ihrem Buch über ihren Freund Félix Vallotton. Sie schrieb über zehn Jahre daran und es erschien 1936. Eine der Hauptmotivationen, neben ihrer Freundschaft, war, dass der Künstler in ihren Augen noch immer, eine Dekade nach seinem Tod, zu wenig Anerkennung erhielt. Sie verfasste mit ihrer Monographie eine grundlegende Würdigung der Kunst, aber auch der Person Vallottons. Sie trug damit viel dazu bei, die Erinnerung an diesen vielschichtigen Künstler lebendig zu halten. Dank ihres ausgeprägten Kunstverständnisses und ihrer engen persönlichen Bekanntschaft geht das Werk weit über ein Künstlerporträt hinaus – es ist eine eigentliche Liebeserklärung.