Die Galerie
Der Oberlichtsaal war die letzte grosse Erweiterung der Villa Flora unter dem Ehepaar Hahnloser. Der Raum liegt oberhalb des Salons, der die Villa und ihren neoklassizistischen Anbau einst als schlichter Korridor verband. Damals befand sich an diesem Ort noch kein Zimmer, sondern eine Terrasse, die später überdacht wurde. Alte Pläne und Zeichnungen zeigen, dass die Hahnlosers schon lange mit einer Erweiterung an dieser Stelle geliebäugelt hatten, unter anderem dachten sie an eine Bibliothek. Ab 1924 wurden dann konkrete Pläne in Angriff genommen. Wie bei den anderen Umbauten auch war es der Architekt Robert Rittmeyer, dessen Büro die Bauleitung übernahm, und wie üblich war es Hedy Hahnloser, die sich um die Innengestaltung kümmerte. Die Tapete ist immer noch die originale aus jener Zeit. Sie wurde behutsam restauriert und gibt im Verbund mit den Einbaumöbeln und der Glasdecke einen authentischen Eindruck.
Das Ehepaar Hahnloser und Rittmeyer hatten sich dazu entschieden, hier einen grosszügigen Saal mit Oberlicht zu bauen, also mit einem Naturlichteinfall von der Decke. Diese Art der Beleuchtung eignet sich besonders für die Präsentation von Kunstwerken. Deshalb findet man diese Art des Dachaufbaus eigentlich nur in Museen und nicht in privaten Wohnhäusern. Rittmeyer konnte dabei auf die Erfahrungen zurückgreifen, die er beim Bau des Kunstmuseums in Winterthur ein paar Jahre zuvor hatte machen können, denn auch dort hatte er solche Oblichter gebaut. Hedy und Arthur Hahnloser legten diesen Raum also ganz auf ihre Kunstwerke aus. Er ist im Grunde ein kleiner Museumssaal in einem Wohnhaus.
Damit ist die Galerie der Höhepunkt der baulichen Verkörperung von Arthur und Hedy Hahnlosers Sammelleidenschaft. Im Lauf der Jahre wuchsen ihre Liebe und Leidenschaft für die Kunst, die in ihrem Leben und ihrem Zuhause immer mehr Platz einnahm. Hatte das Ehepaar am Anfang noch einzelne Bilder für ganz bestimmte Wände gekauft, manchmal auch bestellt, so kehrte sich dies mit der Zeit um: Die Kunstwerke verlangten nun ihrerseits nach geeigneten Ausstellungflächen, und eine solche bauten sie ihnen mit diesem Raum. Alles dient hier der Präsentation von Kunst, nicht nur die Beleuchtung, auch die Wände – es gibt kein einziges Fenster – und auch die Möbel, die möglichst viele Druckgraphikmappen aufnehmen sollten und Platz boten, um auf ihnen kleine Skulpturen und frische Blumen aufzustellen, und die Wände dahinter, an denen die Gemälde hingen.
Mit dem Oberlichtsaal im Zentrum wuchs die Villa zu einem Ganzen zusammen und erhielt ihre endgültige Bestimmung. Ihre Verwandlung von einem Wohnhaus mit Raumkunst hin zu einem Sammlerhaus mit Kunsträumen war abgeschlossen.